http://www.nachrichten.at/galerie/?id=67893
AMSTETTEN. Ein Blechwurm wälzte sich zu den Zapfsäulen mit Gratissprit: Nicht nur Blicke von Bewunderern ernteten Benzinbrüder, die sich mit ihren durstigen US-Schlitten in den dreispurigen Stau zur Amstettner "Freitank"-Aktion reihten.

"Ö3-Freitank": Manche Autofahrer führten sich als Asphalt-Cowboys auf
AMSTETTEN.Die Tankstelle als Zankstelle: Vor den Zapfsäulen, an denen am Freitagmorgen Gratis-Sprit abgegeben wurde, fuhr ein dreispuriger Stau Kampflinie. Benzinbrüder mit ihren großen US-Schlitten heiterten das Gedränge auf.
Tankstellenpächter Rudolf Gutenbrunner verköstigte Wartende mit einem Mitternachts-Kesselgulasch, am Morgen dann das Chaos.
Der aufgeblasene "Ö3-Freitankmann" und die JET-Tankstelle ragten wie Leuchttürme aus der Finsternis. "Meist herrscht Partystimmung", sagt Wolfgang Höflechner, Verkaufsleiter des Ölmultis Conoco, dem die JET-Tankstellen gehören. Gehilfen wurden angewiesen, flott zu tanken und nur ja nicht Scheiben zu putzen und Ölstände zu kontrollieren.
Kurz vor Abgabetermin um sechs Uhr schwoll ein Hupkonzert unausgeschlafener Lenker an. Seit dem frühen Donnerstagabend parkte ihre Kolonne artig am Straßenrand. Halb elf Uhr wurden die Campingsessel eingeklappt, weil es regnete. Die Benzinbruderschaft kroch in die Schlafsäcke, um fünf Uhr das böse Erwachen: Neuankömmlinge hatten die Wartenden wild verparkt und sich vorgedrängt. Die Verkehrsbehörde hatte den Andrang verschlafen, ein paar zum Dienst eingeteilte Polizisten umzingelte ein dreispuriger Blechwurm.
Für Christian Mitterbauer (35) aus Oberndorf war der Zeitpunkt gekommen, sich mit seinem Cadillac den Weg zu bahnen: "Da siegt nur Frechheit." Die Mostviertler Ami-Schlitten-Fahrer hatten sich zum Konvoi verabredet. Als Patrick Küblböcks Caprice 79,4 Liter schluckte, staunte Aushilfstankwart Matthäus Kral: "Das sind die reinsten Fässer." Wirklich Durst hatte der Chevrolet von Harald Honeder, der Straßenkreuzer ruckelte schon, ehe der Motor mit 94,5 Liter Treibstoff im Tank wieder brummte. Schiefe Blicke von Volkswagen-Fahrern und Opel-Piloten hielt man aus. "Von wegen Umweltverschmutzer, ein Dieselauto wirft mehr Schadstoff aus", sagt der 25-jährige Schlosser Gerald Öllinger, der seinen Cadillac parkte und zu Fuß von der Nachtschicht kam. Als zum Torschluss um acht Uhr 417 Autos abgefertigt und 16.275 Liter abgezapft waren, war der Zorn über den Kampf Stoßstange an Stoßstange durch die Auspuffe verraucht.
vom 28.08.2006
cu,
Gerald